Allergien bei Kindern
Fast jedes zehnte Kind unter sieben Jahren hat Neurodermitis. Rechnet man weitere Allergien hinzu, wie beispielsweise allergisches Asthma oder Heuschnupfen, leidet jedes sechste Kind an einer Allergie. Dies geht aus einer im Jahr 2009 veröffentlichten Studie des Robert-Koch-Instituts und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor. Aus dieser Studie lassen sich ähnliche Werte auch für die Schweiz ableiten.
Ursachen einer Allergie
Zu einer Allergie kommt es, wenn das Immunsystem eine an sich harmlose Substanz für bedrohlich hält und völlig überzogen darauf reagiert. Diese Überreaktion kann Haut, Nasenschleimhaut, Atemwege oder Darm reizen.
Sind die Gene schuld?
Fragt man nach den Ursachen von Allergien, fällt immer wieder das Stichwort genetische Veranlagung. Dr. med. Heidrun Behrendt, Professorin für experimentelle Umweltdermatologie und Allergie an der Technischen Universität München, kann dieser Meinung nicht vorbehaltlos zustimmen: «Genetische Veränderungen können die stetige Zunahme von Asthma, Neurodermitis, Heuschnupfen und weiteren Allergien nicht erklären.»
Wie verhält es sich denn mit den Umwelteinflüssen?
Sind es am Ende die über 100'000 künstlichen Verbindungen in Luft, Wasser und Erde, die das menschliche Immunsystem überfordern? Fehlanzeige! Umweltschadstoffe können zwar Allergien fördern, aber nicht auslösen. Meist verursacht ein ganzes Ursachenbündel eine Allergie. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Ernährung: Viele Menschen in den Industrienationen essen regelmässig Fertigprodukte, in denen Inhaltsstoffe mit hohem allergenem Potenzial stecken und die unter anderem auch Lebensmittelallergien auslösen können. Hinzu kommen kritische Lebensmittelzusatzstoffe sowie Spuren von Pflanzenschutzmitteln in Gemüse, Obst und Getreide.
Kaum Allergierisiko im Mutterleib
Kann man ein ungeborenes Kind vor Allergien schützen? Viele werdende Mütter beschäftigen sich mit dieser Frage und stellen darum ihre Ernährung um. Sie essen ausschliesslich Bioprodukte und meiden Lebensmittel, die besonders häufig Allergien auslösen. Nach heutigem Stand der Wissenschaft haben solche allergenarme «Schwangerschaftsdiäten» keinen gesicherten Einfluss auf die spätere Allergieneigung des Kindes. «Schwangere sollten in erster Linie vielseitig und gesund essen», sagt Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich. Eine Ausnahme bilden schwangere Frauen, die bereits an einer Allergie leiden, ihnen wird empfohlen, die Allergene nach Möglichkeit zu meiden. Bedenken, dass ein Kind einen Mangel an Vital- oder Nährstoffen riskiert, wenn ein häufig konsumiertes Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen wird, sind in der Regel unbegründet. Einerseits ist die Ernährung der meisten Schwangeren in der Schweiz recht vielseitig. Andererseits kann der Körper lange Zeit aus den eigenen Reserven schöpfen, bevor die Zufuhr für das Baby knapp wird. Sollte es dennoch einmal zu einem Mangel kommen – etwa weil eine Vegetarierin auf Ei oder Kuhmilchprodukte verzichtet – können diese fehlenden Stoffe mithilfe eines Nähr- und Vitalstoffpräparats ersetzt werden. Ein solches Präparat kann nicht nur einen erhöhten Bedarf an Eisen oder Zink, sondern auch an Kalzium, B-Vitaminen, Aminosäuren, Fettsäuren und weiteren Biostoffen abdecken.
Auslöser meiden
Sobald Eltern den Verdacht hegen, ihr Schützling könnte an einer Allergie leiden, ist eine ärztliche Abklärung angezeigt. Ein Patentrezept gegen die Beschwerden darf allerdings nicht erwartet werden. Den Allergenen gezielt aus dem Weg zu gehen, ist nach wie vor die wirksamste Lösung. Folgende Ratschläge helfen zudem, Beschwerden zu lindern oder ihnen aus dem Weg zu gehen.
Allergien vorbeugen
Stillen Sie Ihr Baby bis zum sechsten Monat, da sich sein Immunsystem während dieser Zeit im Aufbau befindet. Ist dies nicht möglich, können allergenarme Anfangs- oder Sojamilchen, die auf Säuglinge angepasst sind, eine Alternative sein. Diese empfehlen sich besonders dann, wenn ein Elternteil unter Allergien leidet. Auf Beikost sollte erst nach rund einem halben Jahr umgestellt werden – allerdings ohne Kuhmilch und Eier. Empfehlenswert ist zudem, auf Fisch, Kiwi und Nüsse zu verzichten. Führen Sie jede Woche nur ein neues Nahrungsmittel ein. So lässt sich einfacher erkennen, worauf Ihr Kind allergisch reagiert. Meiden Sie bei etwas älteren Kindern Fast Food und Nahrungsmittel mit hohem Allergiepotenzial. Ernähren Sie Ihr Kind stattdessen mit frisch zubereiteten, saisonalen Biolebensmitteln.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen kann. Zigarettenrauch fördert die Neigung zu Asthma und Allergien. Was die Hygiene betrifft, gilt auch hier: Allzu viel ist ungesund! Übermässige Hygienemassnahmen rund ums Kind und der übertriebene Einsatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt gelten allergologisch als kontraproduktiv. Empfehlenswert hingegen ist der Gebrauch von hypoallergenen Körperpflegeprodukten wie Duschmitteln, Badezusätzen, Shampoos usw. Verzichten Sie bei kleinen Kindern auf Piercings und Ohrringe. Schmuck enthält nämlich häufig Spuren von Nickel, die Kontaktallergien auslösen können.
Das sagt die Komplementärmedizin
Spagyrische oder homöopathische Arzneien sowie Schüssler-Salze können die schulmedizinische Behandlung von Allergien unterstützen. Was die Ursache von Allergien betrifft, gehen viele Schul- wie auch Komplementärmediziner davon aus, dass diese in engem Zusammenhang mit Entzündungskrankheiten steht. Sie sind der Meinung, dass eine Allergie ein «fehlgeleiteter» Entzündungsprozess ist. Kinder sollten darum die Möglichkeit erhalten, leichte Entzündungen durchzumachen. Das heisst zum Beispiel, dass bei banalen Infekten vom Einsatz von Antibiotika abzusehen ist und Kinderfieber nicht direkt medikamentös unterdrückt werden sollte. Nur so könne das Immunsystem lernen, sich mit Viren und Bakterien herumzuschlagen – und so eine gewisse Widerstandskraft gegenüber Allergien entwickeln.
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Quelle
«Drogistenstern»