Darm­sa­nie­rung: Wenn die Darm­flo­ra aus dem Gleich­ge­wicht ge­rät

Im ersten Teil unserer kleinen Serie zum Thema Darmgesundheit haben wir uns eingehend mit dem Darm und seinem Mikrobiom beschäftigt. Wir wissen nun, wie wichtig diese rund 100 Billionen im Darm wohnenden Bakterien für unsere Gesundheit sind, und was zu Veränderungen ihrer Besiedlung führen kann. Im heutigen Artikel hinterfragen wir, wie sich eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora äussert und wie man sie wieder sanieren kann.

Symptome einer gestörten Darmflora

Wenn schädliche Bakterien die Oberhand gewinnen, nimmt die Vielfalt der schützenden Bakterien ab. Eine Reihe unangenehmer Beschwerden kann Betroffenen nun das Leben schwer machen:

  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit bis zum Erbrechen
  • Durchfall
  • Vitaminmangel
  • Infektanfälligkeit

Auch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verstopfung oder Stoffwechselbeschwerden kommen in Zusammenhang mit einer Fehlbesiedelung der Darmflora vor. Obwohl eine solche ein häufiges Beschwerdebild darstellt, dauert es oftmals eine Weile, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Die Symptome sind unspezifisch und breit gefächert und können auch auf eine Reihe anderer Erkrankungen hinweisen. Auf jeden Fall sollte ärztlich abgeklärt sein, ob die Verdauungsbeschwerden wirklich von einer gestörten Darmflora verursacht werden.

Was versteht man unter der Darmreinigung?

Über die Darmreinigung kursieren einige Mythen, mit denen wir jetzt gleich zu Beginn aufräumen:

Eine Darmreinigung ist kein Instagram-Trend oder eine anderweitige Modeerscheinung. Es handelt sich um eine der ältesten Behandlungsmethoden bei Verdauungsbeschwerden.

Bei einer normalen, gesunden Ernährung ist es nicht notwendig, den Darm von Rückständen und Schlacken durch eine Darmreinigung zu befreien.

Bei einer Fehlbesiedelung des Darms ist eine Darmreinigung allein nicht ausreichend, sondern es muss anschliessend auch eine Darmsanierung mit Wiederaufbau der Darmflora stattfinden.

Manchmal werden die Begriffe Darmreinigung und Darmsanierung als Synonym verwendet, eigentlich ist die Darmreinigung jedoch als Teil der Darmsanierung zu verstehen, bzw. auch der Beginn von Heilfastenkuren oder vor einer Darmspiegelung notwendig. Bei der Darmreinigung wird der Darm mit Hilfe von Abführmitteln wie Bittersalz oder Flohsamen entleert. Anschliessend erfolgt die Darmsanierung zum neuerlichen Aufbau einer gesunden Darmflora mit Hilfe von Ernährung und ausgewählter Probiotika.

Wann ist eine Darmsanierung sinnvoll?

  • Wenn Sie unter Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen und/oder Mundgeruch leiden
  • Wenn Sie kürzlich eine Antibiotika-Therapie gemacht haben
  • Wenn Sie sich schlapp, müde und ohne Energie fühlen
  • Wenn Sie anfällig für Pilzinfektionen sind
  • Wenn Sie an Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden
  • Wenn Sie Ihre Ernährung umstellen wollen und Gewicht reduzieren
  • Wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden

Bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Nieren- oder Herzproblemen, Darmerkrankungen oder Hämorrhoiden sollte eine Darmsanierung nicht auf eigene Faust ohne ärztliche Rücksprache durchgeführt werden.

Was kann man mit einer Darmsanierung erreichen?

  • Heilung und Regeneration der Darmschleimhaut
  • Regulierung der Darmflora
  • Stärkung des Immunsystems
  • Linderung von entzündlichen Prozessen im Darm
  • Abtöten von schädlichen Darmbakterien, Pilzen und deren Stoffwechselgiften

Ablauf einer Darmsanierung

Wenn Sie regelmässig Medikamente nehmen oder an den bereits genannten Vorerkrankungen leiden, sollten Sie vor einer Darmreinigung ärztlichen Rat einholen. Es ist kurzfristig mit starkem Durchfall zu rechnen, der die Wirksamkeit der Dauermedikation beeinträchtigen kann (auch die der Pille beispielsweise!). Achten Sie auch darauf, während der Darmreinigung ausreichend zu trinken, damit es zu keinen Störungen im Elektrolythaushalt kommt. Eine Darmsanierung kann kurzfristig mitunter auch Nebenwirkungen mit sich bringen, die jenen Symptomen ähneln, welche man eigentlich zu behandeln versucht. Dazu gehören neben Verdauungsstörungen, Blähungen und Übelkeit auch Benommenheit und Kreislaufprobleme aufgrund von Durchfällen.

Erste Phase: Abführen

Die Darmsanierung beginnt mit dem Reinigungsprozess. Dies kann beispielsweise mit einem Einlauf erfolgen, wodurch die Stuhlentleerung angeregt wird.

Für sensible Verdauungstrakte nicht geeignet, aber effektiv ist die Darmentleerung mittels Einnahme von in Wasser gelöstem Glaubersalz oder Bittersalz. Die Wirkung tritt innerhalb von zwei bis drei Stunden ein.

Milder als die salzige Darmreinigung ist das Abführen mit Flohsamenschalen. Dafür kann die Wirkung auch bis zu zwei Tage auf sich warten lassen. Flohsamenschalen quellen beim Kontakt mit Flüssigkeit stark auf, der Druck auf die Darmwand erhöht sich und die Darmbewegung wird angeregt. Auch Leinsamen oder Chiasamen eignen sich zu diesem Zweck. Wichtig ist, viel Flüssigkeit aufzunehmen, da sonst das Gegenteil erreicht wird, nämlich Verstopfung.

Ein bewährtes Hausmittel gegen Verstopfung ist das morgendliche Trinken von einem Glas lauwarmem Wasser mit ein bis zwei Esslöffeln Apfelessig. Ebenfalls effektiv zu diesem Zweck ist auch Sauerkrautsaft.

Zweite Phase: Entsäuern/Entgiften

In dieser Phase kommen Präbiotika zum Einsatz. Dabei handelt es sich primär um Ballaststoffe, also unverdauliche pflanzliche Nahrungsmittelrückstände. Zu den wichtigsten Präbiotika zählen Oligofructose, Inulin und resistente Stärke. Auch die Einnahme von Heilerde, Bentonit oder Zeolith wird in dieser Phase häufig empfohlen. Der Zweck dieser Phase ist, das Wachstum der nützlichen Bakterien zu fördern.

Vor allem in der zweiten Phase der Darmsanierung sollte intensiv darauf geachtet werden, Zucker und Kohlenhydrate in der Ernährung weitgehend zu meiden, um nicht die "falschen" Bakterien mit Futter zu versorgen. Auch auf Koffein, Alkohol, Fleisch und Wurstwaren sollte verzichtet werden.

Unterstützend für die Bildung neuer Milchsäurebakterien wirken hingegen fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kombucha oder Kefir.

Dritte Phase: Neuer Aufbau der Darmflora

Im letzten Schritt der Darmsanierung kommen Probiotika zum Einsatz. Diese werden benötigt, um den Darm mit den "richtigen" Bakterien, beispielsweise Milchsäurebakterien und Hefen, wiederaufzubauen.

Zur Unterstützung gibt es auch einige probiotische Nahrungsmittel, welche den Wiederaufbau des Mikrobioms im Darm fördern. Dabei sind fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder die asiatische Variante Kimchi besonders zu nennen, ebenso Joghurt und Kefir. Im asiatischen Lebensmittelhandel ist auch fermentierter Tofu, Tempeh und Miso erhältlich. Für Menschen mit einer Sojabohnenallergie sind diese Lebensmittel allerdings nicht geeignet.

Mehr zum Thema Prä- und Probiotika erfahren Sie in einem separaten Blogartikel aus unserer Themenreihe!

Dauer der Darmsanierung

Die Dauer der Darmsanierung ist individuell, so wie es jede Darmflora ist. Auch hängt es davon ab, wie gross der reparierende "Schaden" ist. Mit einem Minimum von 10 Tagen ist auf jeden Fall zu rechnen, eine 4-wöchige Kur ist in den meisten Fällen optimal. Wenn Bauchschmerzen, Blähungen und Co. deutlich nachlassen bzw. aufhören, kann die Probiotika-Einnahme beendet werden.

Autorin: Doris Gapp
Quellen: vitagate.ch, Drogerie Sonderegger, zellerag.ch
Photo by Alexandra Stefanova on Unsplash

 

Aktualisiert am 9. Nov. 2023 09:29
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