Stresshormone einfach erklärt
Angst, Druck und Unsicherheit führen zu Stress: Ein grosser Hund rennt zähnefletschend auf Sie zu. Ihr Chef ruft ständig an und verlangt immer wieder neue Unterlagen, dabei wäre seit einer halben Stunde Feierabend. Sie treffen auf jemanden, der Ihnen gefällt und werden nervös. In solchen Situationen wird das sympatische Nervensystem aktiviert und der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor.
Noradrenalin und Adrenalin
Schuld daran sind Hormone. Der Körper schüttet grosszügig Noradrenalin aus, das in jene Hirnareale gelangt, die Gefühle und Verhalten regulieren. Im Nebennierenmark wird daraufhin Adrenalin ausgeschüttet. Noradrenalin und Adrenalin sorgen dafür, dass der Körper kurzzeitig kräftiger und leistungsstärker wird und sie schalten überflüssige Tätigkeiten wie die Verdauung vorübergehend aus. Die Hormone bewirken, dass…
der Blutdruck steigt,
das Herz schneller schlägt,
die Bronchien sich erweitern,
der Blutzuckerspiegel ansteigt,
die Muskulatur besser durchblutet wird,
die Magen-Darm-Tätigkeit gehemmt wird und
Blase und Darm versuchen rasch, überflüssigen Ballast loszuwerden. Sich vor Angst in die Hosen machen, ist also durchaus sinnvoll.
Diese geballte Kraft braucht der Mensch nur für kurze Zeit, um sofort reagieren zu können. Normalerweise baut der Körper Adrenalin ebenso rasch wieder ab, wie er es ausgeschüttet hat. Noradrenalin und Adrenalin sind also für den raschen Einsatz. Die «schnelle Eingreiftruppe» sozusagen.
Cortisol
Während Noradrenalin und Adrenalin längst wieder weg sind, organisiert der Körper die «Verstärkung»: Cortisol. Das passiert ungefähr 20 bis 30 Minuten, nachdem das Adrenalin ausgeschüttet wurde.
Cortisol ist ein Aufputschmittel, das viel länger wirkt als Adrenalin. Es sorgt dafür, dass…
der Blutzuckerspiegel steigt,
das Schlafbedürfnis unterdrückt wird,
das Schmerzempfinden sinkt,
der Puls ansteigt,
die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems sich erhöht und
die Immunabwehr vorsorglich angekurbelt wird. Das verstärkt die Wundheilung.
Auch die Ausschüttung von Cortisol ist unproblematisch, wenn das Hormonsystem nach der Stresssituation wieder herunterfahren und zur Ruhe kommen kann. Langfristig schwächen grosse Mengen Cortisol im Blut jedoch das Immunsystem und erhöhen das Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Ob Cortisol, Adrenalin oder eines der anderen Hormone, die bei Stress zum Einsatz kommen, das Problem ist dasselbe. Es ist nicht mehr der gefrässige Bär, der unverhofft auftaucht und kurz Stress auslöst, sondern beispielsweise die dauerhafte Belastung bei der Arbeit. Die Folge: Die Menschen werden krank, insbesondere das Herz-Kreislaufsystem leidet. Darum ist es besonders wichtig, Dauerstress keine Chance zu geben. Ein gutes Hilfsmittel zum Abbau von Stress ist Bewegung.
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Quellen
Drogistenstern
«Der Brockhaus. Gesundheit», F. A. Brockhaus, 2004
Beratungsstelle der Berner Hochschulen