Ängs­te und wie sie die Pan­de­mie­si­tua­ti­on ver­stärkt

Eigentlich war die Angst in der Vergangenheit dazu gedacht, uns vor Gefahren zu warnen, zu mobilisieren und so unser Überleben zu sichern. Heute lauert kein Braunbär mehr hinter dem Gebüsch, dafür sorgen ein neuartiges Virus und die damit verbundenen Massnahmen für massive Verunsicherung. Ängste warnen uns und halten uns vor unverantwortlichen Risiken ab. Nehmen sie allerdings krankhafte Formen an, beeinträchtigen sie unser Leben uns werden behandlungsbedürftig. Bei vielen Menschen, welche bereits vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie an Angststörungen, Panikattacken oder Zwängen litten, verstärkte die Pandemiesituation die Symptome.

Im heutigen Artikel erfahren Sie, was bei Angst in unserem Körper passiert, was gegen krankhafte Angstzustände hilft und wie wir unsere Psyche stärken können.

Was ist Angst und wie äussert sie sich im Körper?

Zuerst müssen wir die Begrifflichkeit der Angst noch ein wenig näher definieren. Die Psychologie unterscheidet zwischen Angst als Zustand, welche sich auf eine reale Gefahr bezieht, und Angst als Eigenschaft, welche ohne eine äusserliche Bedrohung da ist. Auch der Begriff „Furcht“ bezieht sich auf eine tatsächliche oder potentielle Gefahr.

Angst können wir psychisch und physisch fühlen. Herzrasen, Schwitzen, beklemmendes Gefühl in der Brust, Übelkeit, Zittern sind typische Symptome dafür. Psychisch macht sich ein beklemmendes Gefühl der Bedrängnis und des Ausgeliefertseins breit.

Aber woher kommen diese unangenehmen Symptome? Unser Körper erzeugt sie selbst, indem in beängstigenden Situationen von den Nebennieren Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet wird. Der Herzschlag beschleunigt sich, das Blut bindet mehr Sauerstoff. Wir sind nun in der Lage, uns besser zu verteidigen oder schneller zu flüchten. Genau diese Reaktionen retteten unseren Vorfahren zigmal das Leben, denn dies war der eigentliche Sinn des Angstgefühls.

In der Zivilisation sind die Bedrohungen aus der Natur zum grössten Teil nicht mehr vorhanden, dafür sind eine Menge neuer, anderer Ängste hinzugekommen: Angst vor Arbeitslosigkeit, atomaren Unfällen, Krankheiten und neuerdings ganz vorne mit dabei die Angst vor der Pandemie, vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.





Wann ist Angst krankhaft?

Sich in bestimmten Situationen zu ängstigen, ist völlig normal und letztlich auch wichtig, damit wir überlegt handeln. Zum Problem wird es allerdings, wenn Angst und Panik zunehmend unser Leben vereinnahmen. Hier ein paar Beispiele dafür, wenn Angst zur Krankheit wird:

  • Mehr als die Hälfte des Tages denken Sie über Ihre Angst nach.
  • Ihre Partnerschaft/Ihr Familienleben leidet unter Ihrer Angst.
  • Ihre Angst schränkt Ihre Bewegungsfreiheit ein.
  • Ihre Angst bedroht Ihren Job.
  • Sie betäuben Ihre Angst mit Alkohol, Drogen etc.
  • Ihre Angst verursacht Depressionen und/oder Selbstmordgedanken.

Die häufigsten Angststörungen

Es gibt verschiedene Formen krankhafter Angst, viele Patient*innen vereinen auch mehrere Formen davon.

  • Panikattacken: Kurze, aber sehr extreme Angstanfälle, meist aus heiterem Himmel kommend, fühlt sich wie „Todesangst“ an.
  • Agoraphobie: Angst vor der Aussenwelt, bestimmten Situationen nicht entfliehen zu können.
  • Spezifische Phobie: Angst vor speziellen Dingen oder Situationen, die im Prinzip nicht gefährlich sind, wie z.B. Spinnen, Fliegen, Höhe, Blut…
  • Generalisierte Angststörung: Dauerhaft Angstgefühle ohne konkrete Ursache, welche Unruhe, Nervosität und Anspannung verursachen.
  • Sozialphobie: Angst vor der Kommunikation mit und Beurteilung durch Menschen.
  • Klaustrophobie: Angst vor engen Räumen.
  • Hypochondrie: Krankhaftes Beobachten der eigenen Körperfunktionen, Angst vor Krankheiten.

Ängste in Zusammenhang mit Corona

Menschen mit bereits bestehenden Angsterkrankungen wie Hypochondrie oder Zwangserkrankungen trifft die Pandemie besonders hart. Sie verlassen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus die Wohnung nicht mehr, waschen sich die Hände, bis die Haut wund ist. Auch die Diagnose von Depressionen nahm in allen Altersgruppen seit dem Ausbruch der Pandemie stark zu.

Manche Menschen, viele davon mit Vorerkrankungen, fürchten sich selbst vor einer Ansteckung. Andere haben panische Angst davor, ihre Angehörigen zu infizieren, beispielsweise betagte Eltern.

Weil es in Pandemiezeiten auch schwierig ist, psychologische Hilfe zu bekommen, hat die Nachfrage nach Telefon- und Onlineseelsorge sehr stark zugenommen.

Kinder und Jugendlich sind ebenfalls sehr stark von den Einschränkungen betroffen. Homeschooling, Isolation von Freunden, Wegfall von Gemeinschaftsaktivitäten und Hobbies sorgen für Frust und Perspektivenlosigkeit. Die Wartelisten in psychiatrischen Ambulanzen und Kliniken speziell für Kinder und Jugendliche werden immer länger.

Behandlung von Angststörungen

Angst kann weder durch „Zusammenreissen“ noch durch gutes Zureden geheilt werden. Die Betroffenen wissen meistens, dass ihre Ängste irrational sind. Wichtig ist, dass die betroffene Person über ihre Ängste sprechen kann, ohne sich darum zu sorgen, nicht ernst genommen zu werden. Angst bedeutet auch den Verlust von Sicherheit, es ist also wichtig, diese Sicherheit wiederherzustellen.

Scheuen Sie sich niemals, Hilfe in Anspruch zu nehmen, es ist keine Schwäche oder etwas, wofür man sich schämen muss. Jede seelische Erkrankung gilt gleich viel wie eine körperliche Erkrankung und es geht auch nicht um die Frage, ob man selbst „schuld“ ist. Stellen Sie sich darauf ein, dass die Behandlung einer seelischen Erkrankung mitunter deutlich mehr Zeit braucht, als die Behandlung einer körperlichen Krankheit.

Unbehandelt verschwindet eine Angststörung jedoch nicht, sondern begleitet Betroffene ein Leben lang. Das Mittel der Wahl ist das Einleiten einer Psychotherapie, in der offen gesprochen werden kann, die Ursachen der Ängste gefunden werden können und das Leben wieder zurück in normale Bahnen gelenkt wird. Manchmal muss dazu auch medikamentöse Hilfe in Anspruch genommen werden, vor allem, wenn der depressive Teil sehr ausgeprägt ist.

Was können wir selbst für unsere Psyche tun?

Bei leichter Ausprägung von Ängsten und Verstimmungen können auch pflanzliche Mittel aus der Apotheke bzw. Drogerie hilfreich sein. Bachblüten, Passionsblumenextrakt, Baldrian oder auch Johanniskraut sind bewährte Heilpflanzen in diesem Zusammenhang.

Manchmal sind es Sorgen und Stress, welche uns den Schlaf rauben und Lebensqualität nehmen. Was Sie in diesem Fall tun können, lesen Sie in unserem Blogartikel zum Thema Stress.

Auch wenn es abgedroschen klingt, so hat „Selfcare“ in der Pandemie einen hohen Stellenwert. Achten Sie auf sich und Ihre Bedürfnisse, pflegen Sie so gut wie möglich Ihre Kontakte, achten Sie auf ausreichend Bewegung.

Gönnen Sie sich Auszeiten von Partner*in und Familie, wenn man viel Zeit auf engem Raum zusammen verbringt, kommt es zwangsläufig vermehrt zu Konflikten und Reibereien. 

Reduzieren Sie den Konsum von Medien, Nachrichten, negativer Berichterstattung etc.

Geben Sie dem Tag Struktur, auch wenn Sie im Homeoffice sind. Halten Sie gleiche Essenszeiten ein und machen Sie Feierabend. Sie müssen nicht rund um die Uhr erreichbar sein!

Aktualisiert am 13. Nov. 2023 14:19
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